Ernährung bei Reizdarmsyndrom (Colon Irritable)
Das Reizdarmsyndrom betrifft fast doppelt so viele Frauen wie Männer, und tritt vor allem im dritten Lebensjahrzehnt auf. Es ist die wohl am häufigsten gestellte Diagnose des Bauchraumes in den westlichen Industrienationen.
Häufige Auslöser sind psychische Belastungssituationen, aber auch oft Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Es handelt sich um eine Ausschlussdiagnose, die gestellt wird wenn keine organischen Ursachen für die Beschwerden zu finden sind.
Symptomatik
Abwechselnd Durchfälle und Verstopfung, sowie Bauchschmerzen, Blähungen und Druckgefühl, die sich meist bei Stuhlentleerung bessern. Stuhlgang ist hart und „schafskotartig“ (kleine Köttel). Beschwerden treten eher tagsüber auf.
Komplikationen
Mögliches Übersehen einer schwereren organischen Erkrankung, z.B. Dickdarmkrebs, daher ist vorher eine gründliche Diagnostik (Gastroskopie) unbedingt erforderlich.
Ernährungsempfehlungen
- Bedarfsgerechte leichte Vollkost
- Ermitteln und Eliminieren von individuell unverträglichen Bestandteilen und Zubereitungsarten
- Zeitlich geregelte, häufige (5-7) nicht zu voluminöse Mahlzeiten, beginnend mit einem vernünftigen Frühstück
- Zurückhaltung bei Kaffee und schwarzem Tee, kohlensäurehaltigen und sauren Getränken, Alkohol
- Reduktion der Fett- und Zuckeraufnahme (Ziel: Fett <30%, Zucker<10% der täglichen Energiezufuhr)
- Beseitigung von Ballaststoffmangel, Vitamin- und Mineralstoffmangel
- Allmähliche Erhöhung des Verzehrs von Gemüse und Obst
- Korrektur nicht optimaler Ernährungsgewohnheiten (schnelles Essen mit hastigem Herunterschlingen, zu heiße Suppen und Getränke, Kaffee oder eisgekühlte Getränke)
- Verzehr von Weizenkleie oder Haferflocken mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr
Oft besonders problematisch
Artischocken, Avocado, Auberginen, Gurken, Rettich, Kohlgemüse, Lauch und Zwiebeln, Hülsenfrüchte, Paprika mit Schale, größere Mengen Pilze, größere Mengen Samen, Nüsse und Kerne, Trauben, Stachelbeeren, Trockenobst, Rhabarber, Steinobst, größere Mengen Obst generell
Besonders empfohlene Lebensmittel (Verträglichkeit individuell ausprobieren!)
- Haferflocken
- Gemüsepaprika (gut durchgaren)
- Karotten
- Süßkartoffeln
- Apfel
- Kurkuma
Zusätzliche Empfehlungen:
- Reduzieren der psychischen Belastung
- Ausreichender Schlaf (8 Stunden am Stück) und Entspannungszeiten
- Moderate Bewegung an frischer Luft (1,5 Stunden pro Woche)
- Reduzieren von Übergewicht
- Achtsamkeitstraining, Meditation, Yoga
- Darmsanierung mit Bentonit und Flohsamen
- Pro- und Präbiotika
- Schröpftherapie
- Geduld: ein Reizdarmsyndrom kommt nicht über Nacht, und geht auch nicht über Nacht. Es ist das Resultat einer oft jahrelangen psychischen Fehl- und Überbelastung in Verbindung mit falschen Gewohnheiten und Lebensführung. Eine erfolgreiche Therapie zeichnet sich durch schonende und langsame Umstellungen und Gewohnheitsänderungen aus, keinesfalls durch radikale Maßnahmen!
“Wer keine Zeit für seine Gesundheit hat, wird bald viel Zeit für Krankheiten brauchen!”
Sebastian Kneipp